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Er sah sich selbst als Mitarbeiter - Abschied von Dieter Guhl
Nachruf auf einen langjährigen Bewohner im Immanuel Seniorenzentrum Kläre Weist in Petershagen. In der Pflegeeinrichtung fand Dieter Guhl seine Familie, seine große Liebe und ein Zuhause.
Das Immanuel Seniorenzentrum Kläre Weist trauert um seinen langjährigen Bewohner Dieter Guhl. Dieter Guhl hat 28 Jahre lang in der Pflegeeinrichtung in Petershagen gelebt. Nun ist er im Alter von 79 Jahren verstorben. Weil er keine Angehörigen hatte, wurde die Gemeinschaft von Mitarbeitenden, Bewohnerinnen und Bewohnern zu seiner Familie. Er sah sich selbst als Mitarbeiter.
Pflegedienstleiterin Joanna Strozyk erinnert an einen besonderen Bewohner, der nach mehreren Schicksalsschlägen in der Pflegeeinrichtung sein Zuhause fand:
"Dieter Guhl ist mit einer frühkindlichen geistigen Behinderung geboren. Darüber hinaus war er Epileptiker. Er hat mit seiner Mutter in Altlandsberg gelebt und auf einem Pferdegespann gearbeitet. Nach einem Unfall – er fiel bei einem epileptischen Anfall vom Pferd – und dem Tod der Mutter, kam ist er zur Familie Becker auf einen Bauernhof, wo er als Knecht arbeitete.
1994 kam Dieter Guhl ins Feierabendhaus Lucie Hein in Petershagen – so hieß das Immanuel Seniorenzentrum Kläre Weist früher. Frau Becker war weiterhin seine amtliche Betreuerin und hat sich noch einige Jahre um seine Angelegenheiten gekümmert, später und bis zuletzt übernahm das ihre Tochter.
Dieter Guhl hat im Garten geholfen, kleine Hausmeistertätigkeiten durchgeführt, Glas weggebracht, Schnee geräumt und vieles mehr. Er hat sich im Heim sehr wohl gefühlt, die Mitarbeitenden haben ihn ins Herz geschlossen. Er hat sich als Kollege von uns bezeichnet. Er war der ‚Dieter’. Wenn ihn jemand mit Nachnamen angesprochen hat, dachte er, dass er etwas falsch gemacht hat.
Dieter Guhl hat im Pflegeheim auch seine Freundin gefunden. Die beiden waren bis zu ihrem Tod vor etwa zehn Jahren unzertrennlich. Außerdem hat er Volksmusik geliebt. Er ist immer zu Konzerten im Friedrichstadtpalast mitgekommen. In seinem Zimmer hingen Bilder verschiedener Künstler mit Autogrammen für ihn. Er hatte über 1000 Vinylplatten sowie Unmengen and CDs und Musikkassetten. Er war ein sehr geselliger Mensch und hat bei jedem Fest mitgetanzt. Sein Lieblingslied war ‚Heidschi Bumbeidschi’. Er hat sehr gerne Mundharmonika gespielt.
Es ist sehr ungewöhnlich, dass jemand so lange in einem Seniorenheim wohnt. Durchschnittlich sind es etwa zwei Jahre, Tendenz kürzer. Wir werden Dieter sehr vermissen."