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Gedanken zum Pfingstfest: „Ach, möge doch eine Lösung vom Himmel fallen!“
Manche Lebenssituationen sind kniffelig. Manche Prozesse gestalten sich schwierig. Über manche Beziehungen kann man sagen: Es ist kompliziert. Haben Sie sich in solchen Situationen gewünscht, es würde eine Lösung vom Himmel fallen?
So ähnlich scheint es den Christen beim allerersten Pfingstfest ergangen zu sein. Über Jesus wussten sie: Er ist gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel. Damit war Jesus im Himmel, und seine Anhänger waren auf der Erde zurückgeblieben. Plötzlich erleben sie das sogenannte Pfingstwunder. Sie sehen etwas, was vom Himmel kommt und sich nur schwer beschreiben lässt. Sie erleben nur die Auswirkungen: Die Christen reden plötzlich drauf los und das in Sprachen, die sie nie gelernt haben. Die Menschen, die sie hören, sind verblüfft. Alle hören plötzlich die Worte der Christen in ihrer Muttersprache. Es ist also ein Wunder des Redens und des Hörens. Wir könnten auch sagen: Es ist ein Wunder der Verständigung. Menschen, die sich vorher fremd waren und keine Beziehung zueinander hatten, werden aufeinander aufmerksam. Sie beginnen sich gegenseitig zu verstehen. Vielleicht entwickeln sie sogar Verständnis füreinander.
Manchmal erlebe ich heute Gegenteiliges. Menschen sprechen die gleiche Sprache. Trotzdem verstehen sie sich nicht. Auch wenn viele von uns die gleiche Muttersprache teilen, so sind uns trotzdem unterschiedliche Dinge wichtig. Was uns wichtig ist, versuchen wir oft zu verteidigen. Nicht selten reden wir dabei aneinander vorbei. Oft gibt es Missverständnisse. Wer kennt das nicht? Ein Gespräch, das irritiert, verunsichert oder sogar Ärger provoziert. Und schon sind sie da die Probleme. Manche Situationen sind regelrecht festgefahren. Andere enden im Kräftemessen. Wer ist der Stärkere? Wer hat die höhere Position? Wessen Stimme zählt mehr als die der anderen? Wer setzt sich durch?
Haben Sie in solchen Situationen auch schon mal hilfesuchend zum Himmel geschaut und gedacht: „Ach, möge doch eine Lösung vom Himmel fallen“? Als Christin und Pastorin glaube ich, dass der Himmel – also Gott – uns tatsächlich helfen kann. Jedoch nicht, indem die Lösung vom Himmel fällt. Vom Himmel fällt aber vielleicht die Arbeitshilfe bzw. der Impuls, der uns inspiriert. Das Pfingstwunder ist eine Inspiration zur Kommunikation. Im Gespräch mit anderen können wir aktiv versuchen, uns verständlich zu machen. Gleichzeitig gehört aber auch dazu, dem anderen erst einmal zuzuhören. Also nicht sofort seine eigene Meinung dagegenzusetzen. Verständnis füreinander zu entwickeln ist möglich, wo offen und ehrlich miteinander geredet wird. Das offene und ehrliche Gespräch ist da möglich, wo wir einander auf Augenhöhe begegnen. Da, wo ich die andere Person ernstnehme und wertschätze. Zur Wertschätzung gehört auch, die Andere ausreden zu lassen.
Möge Gott uns inspirieren und uns da unterstützen, wo wir versuchen so miteinander umzugehen. Ich wünsche uns allen ein gesegnetes und inspirierendes Pfingstfest.
Pastorin Karin Pusch (Albertinen Krankenhaus, Hamburg)