Wie entsteht Leberkrebs?
Als Vorbedingung wird angesehen, dass Leberzellen einen chronischen Schaden erleiden. Wenn sie dann ihre Reparaturfähigkeit durch zusätzliche genetische Schädigungen endgültig verlieren, kann unkontrolliertes Zellwachstum entstehen: Ein Zellknoten wächst immer weiter, dringt in die Umgebung vor, zerstört umliegende Strukturen und setzt schließlich Tochtergeschwülste (Metastasen) ab. Die Zerstörung des Körpers nimmt ihren Lauf. Bei Leberkrebs findet man die Tochtergeschwülste überwiegend innerhalb der Leber, seltener in entfernten Organsystemen.
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Leberkrebs entsteht in den meisten Fällen auf dem Boden einer Leberzirrhose. Eine Leberzirrhose ist eine Vernarbung des Lebergewebes, die durch Zellgifte (Alkohol!) oder als Reaktion auf eine Virusinfektion durch Hepatitis-Viren entsteht – oder, was wir in den letzten Jahrzehnten immer häufiger sehen, durch eine Leberverfettung ohne Zirrhose. Bei der Leberzirrhose wird im Anfangsstadium die mikroskopische Gewebearchitektur zerstört. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu einem narbigen Umbau der gesamten Leber und letztendlich zum vollständigen Funktionsverlust. Eine Leberkrebserkrankung entwickelt sich auf dem Boden einer Leberzirrhose mit einem Risiko von 1 bis 2 Prozent pro Jahr: von 100 Menschen mit Zirrhose werden pro Jahr etwa 2 einen Krebs entwickeln.
Die mit Abstand häufigste Ursache für eine Leberzirrhose ist das Zellgift Alkohol. Wer täglich mehr als zwei große Bier oder zwei Glas Wein über mehrere Jahre zu sich nimmt, steigert sein Zirrhoserisiko und damit das Risiko für eine Leberkrebserkrankung auf das 5- bis 7-fache im Vergleich zum Nichttrinker.
Die zweithäufigste Ursache für eine Leberzirrhose ist eine Infektion durch Viren, die Hepatitisviren. Bei manchen Infektionen mit Hepatitis-Viren verläuft die Infektion chronisch, d.h. die körpereigenen Abwehrkräfte schaffen es nicht, das Virus erfolgreich zu bekämpfen und es kommt zu einer dauerhaften, schleichenden Infektion. Meist verursachen Hepatitis B- und C-Viren eine solche chronische Infektion, die durch Lebensmittel übertragene Hepatitis A heilt in der Regel folgenlos ab.
Man kann sich also auch vor einer Leberkrebserkrankung schützen. Wichtig ist neben einer gesunden Ernährung eine Mäßigung des Alkoholkonsums. Gegen eine Hepatitis-B-Infektion stehen Impfstoffe zur Verfügung. In Deutschland wird versucht, durch konsequente Impfungen im Kindesalter die Hepatitis B auszurotten, aber weltweit ist sie verbreitet und ein riesiges Gesundheitsproblem, dass viele Opfer fordert. Ist es doch zu einer chronischen Infektion mit Hepatitis-Viren gekommen, lässt sich viel tun. Moderne Medikamente ermöglichen immer erfolgreichere Behandlungen.
Neben Alkoholkonsum und Virusinfektionen gibt es andere seltenere Erkrankungen, die mit einem erhöhten Risiko für eine Zirrhose und Leberkrebs eingehen. Die verbreitetsten sind die Hämochromatose (sie führt zu übermäßiger Speicherung von Eisen im Körper) und der Alpha-1-Antitrysin-Mangel, eine Störung des Eiweißstoffwechsels, bei dem überschüssige Proteine durch einen Enzymmangel nicht ausreichend abgebaut werden können.
Neben dem Alkohol gibt es andere Zellgifte, die Leberkrebs verursachen können. Weltweit verbreitet ist das Aflatoxin, welches von einem Schimmelpilz (Aspergillus) gebildet wird, der sich auf feuchtem Getreide und Nüssen bildet. Wegen der guten hygienischen Verhältnisse ist der Aspergillus in den westlichen Industrienationen wenig verbreitet. In Entwicklungsländern ist er aber häufig, so dass Leberkrebserkrankungen dort in viel höherer Zahl auftreten. Ein weiteres Zellgift, dass Leberkrebs hervorruft, ist das Nitrosamin. Nitrosamine kommen unter anderen im Tabakrauch und in Pökelsalz vor.