Vorsorge / Früherkennung
Kontakt
Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft spielen Risikofaktoren bei der Entstehung von Gebärmutterkrebs nur eine untergeordnete Rolle. In großen Beobachtungsstudien fanden sich aber einige Dinge, die das durchschnittliche Erkrankungsrisiko steigern oder auch vermindern können:
-
Bei den östrogenabhängigen Typ-I-Karzinomen steigert ein langfristiger Einfluss des weiblichen Sexualhormons Östrogen auf die Gebärmutterschleimhaut das Risiko, indem das Hormon einen dauernden Teilungsreiz auf die Schleimhautzellen ausübt und so vermutlich deren Entartung begünstigt. Je länger der Östrogeneinfluss im Laufe des Lebens anhält, desto höher ist das Risiko. Das betrifft vor allem Frauen, die sehr früh ihre erste Regel hatten und spät in die Wechseljahre kamen, sowie Frauen, die kinderlos geblieben sind und nie gestillt haben. Auch die Östrogeneinnahme ohne zusätzliches Gestagen zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden gilt als Risikofaktor, während die Mehrphasen-„Anti-Baby-Pille“ das Risiko, an Gebärmutterkrebs zu erkranken, sogar senkt.
-
Übergewichtige Frauen tragen ein höheres Risiko, an einem Endometriumkarzinom zu erkranken, als normalgewichtige. Das liegt vermutlich daran, dass neben den Eierstöcken auch das Fettgewebe Östrogen bildet – und das auch noch nach den Wechseljahren. Starkes Übergewicht beeinträchtigt darüber hinaus noch weitere hormonelle Regelkreise: Blutfett- und Blutzuckerwerte steigen, der Körper gerät in eine Art chronischen Entzündungszustand, ein Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt sich und Wachstumsfaktoren werden freigesetzt, die das Zell- und Tumorwachstum beschleunigen.
-
Studien zeigen, dass Frauen, die sich viel bewegen und die kein Übergewicht haben, ein geringeres Risiko haben, an einem Endometriumkarzinom zu erkranken.
-
Antiöstrogene wie Tamoxifen werden in der Behandlung von Frauen mit hormonempfindlichem Brustkrebs eingesetzt. Während sie in der Brust das natürliche Östrogen blockieren, wirken sie aber an der Gebärmutterschleimhaut selbst wie ein Östrogen und können hier das Risiko für ein Endometriumkarzinom steigern. Frauen, die nach einer Brustkrebserkrankung Tamoxifen einnehmen, sollten sich deshalb regelmäßig gynäkologisch untersuchen lassen und bei ungewöhnlichen Blutungen oder Unterleibsbeschwerden sofort ihren Frauenarzt aufsuchen.
-
Einige gynäkologische Erkrankungen wie die Endometriumhyperplasie oder das polyzystische Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom), Genveränderungen (HNPCC-, Lynch-Syndrom) sowie Bestrahlungen im Beckenbereich sind ebenfalls mit einem erhöhten Gebärmutterkrebs-Risiko verbunden.
Anders als für viele andere Krebserkrankungen gibt es für das Endometriumkarzinom keine zuverlässige Früherkennungsuntersuchung. Auch wer jedes Jahr zur Krebsvorsorge beim Frauenarzt ist, hat keine Garantie, dass ein Gebärmutterkrebs früh erkannt wird, selbst wenn die gesamte Gebärmutter dabei komplett abgetastet wird. Die Entnahme eines Abstrichs vom Gebärmutterhals dient allein der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (Cervixkarzinom), und sagt nichts über das Risiko eines Endometriumkarzinoms aus. Eine Ultraschalluntersuchung durch die Scheide (transvaginaler Ultraschall) erlaubt zwar die Beurteilung der Gebärmutterwand und die Abschätzung der Schleimhautdicke; ausreichende wissenschaftliche Belege für den Nutzen als Routineuntersuchung bei beschwerdefreien Frauen gibt es aber nicht.
Wenn Sie ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterkrebs haben, sollten Sie mit ihrem Arzt besprechen, welche einzelnen Untersuchungen und Maßnahmen sinnvoll sind.