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Hat sich der Krebsverdacht grundsätzlich bestätigt, muss in der Regel die operative Entfernung der Gebärmutter und umliegender eventuell befallener Gewebe und Organe vorgenommen werden. Wie ausgedehnt ein Gebärmutterkrebs wirklich ist, stellt sich allerdings erst während des Eingriffs eindeutig heraus. Deshalb ist die erste Einschätzung des Krankheitsstadiums nach der feingeweblichen Untersuchung der Ausschabung nur vorläufig.

Albertinen Krankenhaus - Albertinen Tumorzentrum - Krebs der Frau - Gebärmutterkrebs - Therapie
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Bei der Operationsplanung unterscheiden wir zwei ganz unterschiedlich aggressive Formen der Erkrankung: Eine Form hat ein niedriges Risiko, in benachbarte Gewebe und Organe vorzudringen und wird deutlich schonender operiert als die aggressivere Variante. Manchmal lässt sich allerdings erst nach der Entfernung der Gebärmutter und ihrer feingeweblichen Untersuchung erkennen, um welche Form es sich handelt.

Wir setzen konsequent auf das Konzept der minimalinvasiven operativen Therapie, bei der zunächst die Gebärmutter mit den Eierstöcken per Bauchspiegelung (laparoskopisch, TLH) entfernt wird. Dafür führen wir durch kleine Hautschnitte eine Kamerasonde sowie die nötigen Instrumente in die Bauchhöhle ein. So können wir die Bauchorgane auf dem Monitor begutachten und sehr schonend operieren. Für eine bessere Übersicht füllen wir den Bauchraum vorübergehend mit Kohlendioxid. Da die Bauchschnitte zu klein sind, um die Gebärmutter in einem Stück zu entfernen, wird sie in der Bauchhöhle zunächst zerteilt und in kleinen Stücken mit den Instrumenten herausgezogen.

Indem wir zunächst nur die Gebärmutter, die Eileiter und Eierstöcke entfernen, vermeiden wir die bei drei von vier Patientinnen unnötige Entfernung der Lymphknoten und ersparen den meisten Frauen damit sehr belastende Nebenwirkungen. Das bedeutet allerdings auch, dass wir mitunter eine zweite Operation zur Entfernung der Lymphknoten im Bereich der Hauptschlagader und in der Leiste durchführen müssen. Auch diese kann aber meist minimalinvasiv erfolgen.

In einem kombinierten Eingriff lassen sich die Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke auch über die Scheide entfernen. Dabei untersucht der Operateur zunächst bei einer Bauchspiegelung den Bauchraum auf Tumorbefall und löst die Gebärmutter, die Eileiter und Eierstöcke von ihren haltenden Bändern sowie den sie versorgenden Blutgefäßen. Die eigentliche Organentfernung erfolgt dann in einem Stück über die Scheide (laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie). Welches Verfahren im Einzelfall sinnvoller ist, hängt von der individuellen Situation ab.

Durch das minimalinvasive Konzept, das wir bei den meisten Patientinnen verwirklichen können, verläuft die Operation für Sie besonders schonend und sicher. Blutverlust und Komplikationen sind dabei äußerst gering. Wissenschaftliche Studien haben die Vorteile der laparoskopischen Technik gegenüber der klassischen Bauchschnitt-Operation (Laparotomie) mittlerweile klar belegt. Fast alle Patientinnen können unsere Klinik bereits zwei Tage nach der Gebärmutterentfernung verlassen, ist eine Lymphknotenentfernung notwendig, verlängert sich die Verweildauer auf drei bis vier Tage.

In besonderen Situationen (z.B. schwere Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Koronare Herzkrankheit, massives Übergewicht, ausgedehnte Voroperationen) arbeiten wir nach einem angepassten operativen Konzept. Gerade stark übergewichtige Patientinnen profitieren sehr von den minimalinvasiven Operationsverfahren, da es bei klassischen Bauchschnitten durch die schlechtere Wundheilung von Fettgewebe häufig zu schweren Komplikationen und Wundheilungsstörungen kommt.

Ob nach der Operation weitere Therapien erforderlich sind, hängt von den Ergebnissen der feingeweblichen Untersuchung des entnommenen Tumormaterials ab. Dabei bestimmen die Pathologen nicht nur die Ausdehnung der Tumorzellen im Körper für die Stadieneinteilung  sondern auch für die weitere Behandlungsstrategie wichtige Gewebeeigenschaften.

Stadieneinteilung

I: Tumor ist begrenzt auf den Gebärmutterkörper.

  • IA: Tumor ist begrenzt auf die Gebärmutterschleimhaut.

  • IB: Tumor infiltriert die Hälfte oder mehr der Muskelschicht der Gebärmutter (Myometrium).

II: Tumor wächst in das stützende Bindegewebe des Gebärmutterhalses ein. Er breitet sich jedoch nicht über die Gebärmutter hinaus aus.

III: Tumor breitet sich über die Gebärmutter hinaus aus:

  •  IIIA: Tumor befällt die glatte Auskleidung der Bauchhöhle, das Bauchfell und/oder Eierstock und Eileiter (Adnexe). Dies kann durch eine direkte Ausbreitung, aber auch durch Metastasen geschehen.

  • IIIB: Tumor befällt die Scheide oder das als Halteapparat der Gebärmutter dienende Bindegewebe im Becken (Parametrium).

  • IIIC: Es gibt Metastasen im Becken und/oder in den Lymphknoten neben der Hauptschlagader.

  • IIIC1: Metastasen in Beckenlymphknoten

  • IIIC2: Metastasen in den Lymphknoten um die Hauptschlagadermit/ohne Metastasen in Beckenlymphknoten.

IV: Tumor hat andere Organe befallen.

  • IVA:Tumor wächst in die Blasen- oder Darmschleimhaut ein.

  • IVB: Tumor bildet Absiedlungen in entfernten Organen (Fernmetastasen).

Das sogenannte Grading beschreibt, wie stark sich das Tumorgewebe von gesundem Gewebe unterscheidet. Im Befund wird das Grading mit dem Buchstaben G und einer Zahl von 1 (gut differenziert) bis 3 (undifferenziert) dargestellt. Je höher die Zahl ist, umso größer ist der Unterschied zum normalen Gewebe und umso gefährlicher ist der Tumor.

Als Typ I-Karzinome werden Tumoren bezeichnet, deren Zellen unter Östrogeneinfluss wachsen. Typ-II-Karzinome wuchern unabhängig von weiblichen Geschlechtshormonen.

Das Rückfallrisiko wird aus dem Stadium, also der Ausbreitung der Tumorzellen, der Gewebebeschaffenheit und der Empfänglichkeit für Hormone abgeleitet:

Als Patientinnen mit niedrigem Rückfallrisiko gelten Betroffene mit einem hormonabhängig wachsenden Typ I Endometriumkarzinom im Stadium IA, Grading G1 oder G2.
Patientinnen mit hohem Rückfallrisiko haben ein von Östrogen unabhängiges Typ II Karzinom, einen Tumor im Stadium IB oder höher oder Grading G3.

Zur Behandlung fortgeschrittener Stadien mit hohem Rückfallrisiko kann nach Abschluss der Wundheilung ergänzend zur Operation eine Strahlentherapie des Scheidenendes oder des Beckens oder auch eine Chemotherapie sinnvoll sein, um das Wiederauftreten der Erkrankung (Rezidiv oder Metastasierung) zu verhindern. Dabei gibt es verschiedene Verfahren (Brachytherapie/Afterloading und perkutane Bestrahlung), die in enger Absprache mit den Strahlentherapeuten des weiterbehandelnden Zentrums geplant werden.

Die Strahlentherapie des Scheidenendes kann im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, in der AK St. Georg oder bei VISIORAD in Pinneberg erfolgen, mit denen wir eng kooperieren. Eine Chemotherapie wird in der Regel ambulant bei einem Onkologen in Ihrer Nähe durchgeführt. Über einen Zeitraum von mehreren Wochen bekommen Sie die Zytostatika nach einem festgelegten Zeitplan als Infusion sowie weitere Medikamente gegen Übelkeit und weitere Nebenwirkungen. Möglich ist auch die kombinierte Behandlung mit Bestrahlung und Chemotherapie.