Chronische Leukämien
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Eine Reihe unterschiedlicher langsam verlaufender und überwiegend recht gut behandelbarer (oder sogar nur der Beobachtung bedürftiger) Leukämieformen werden manchmal im Krankenhaus diagnostiziert, aber sie erfordern überwiegend keine stationäre Behandlung. Dies fällt in die Zuständigkeit niedergelassener spezialisierter Fachärzte für Hämatologie.
Auch bei den als chronisch bezeichneten Leukämien wird heute sehr detailliert analysiert, welche Blut bildenden Zellen eine Fehlprogrammierung erlitten haben und krankhafte Zellen in krank machenden Mengen produzieren.
Der Name der Leukämie richtet sich nach der Art der ursprünglich zu produzierenden Zellen. Sind u.a. weiße Blutkörperchen, die als Myelozyten bezeichnet werden, der bösartigen Zelle ähnlich, wird von einer chronischen myeloischen Leukämie geredet. Sind Zellen, die als Lymphozyten bezeichnet werden, das gesunde Gegenstück zu den bösartigen Zellen, wird von einer chronischen lymphatischen Leukämie gesprochen.
Neben der chronischen lymphatischen und der chronischen myeloischen Leukämie gibt es eine Reihe seltener Leukämieformen, über die ggf. individuell mit dem behandelnden Hämatologen zu sprechen ist.
Chronisch lymphatische Leukämie (CLL)
Bei ihr findet man im Blut weiße Blutzellen vom Typ der sogenannten Lymphozyten. Lymphozyten werden zum größten Teil in den Lymphknoten und der Milz gebildet, auch im Knochenmark. Entstehen bestimmte „Fehlprogrammierungen“ für ihre Produktion, kann es zur „chronischen lymphatischen Leukämie (CLL)“, kommen. Sie wird wegen der Nähe zu den Zellen der Lymphknoten nicht nur zu den Leukämien, sondern auch zu den Lymphknotenerkrankungen gerechnet.
Die chronische lymphatische Leukämie ist eine Erkrankung, bei der eine große Zahl unreifer Lymphknotenzellen (Lymphozyten) ins fließende Blut gelangen. Der Begriff „chronisch“ deutet an, dass die Erkrankung sehr langsam verläuft. Manchmal können Jahrzehnte vergehen, bis ein Stadium erreicht ist, in dem wegen einer hohen Zellzahl oder anderer Symptome eine Behandlung nötig ist.
Häufigkeit und Ursachen
Die CLL ist sehr häufig. Jährlich erkranken allein in Deutschland 3.800 Menschen, wobei Männer etwas häufiger betroffen sind, als Frauen. Es ist typischerweise eine Krankheit des höheren Lebensalters – man redet daher sogar von „Altersleukämie“. Allerdings gibt es auch gelegentlich Menschen unter 40 Jahren die daran erkranken. Die genaue Ursache der Entstehung einer CLL ist nicht bekannt. Man vermutet einen Gendefekt in einer Stammzelle. Die Erkrankung wird nicht vererbt, wohl aber häufen sich oft in einer Familie derartige Erkrankungen.
Da man heute im Rahmen von Routinechecks häufiger Blut abnimmt, als es früher der Fall war, entdeckt man die meisten CLL Erkrankungen früh. Meist haben die Patienten in dieser Situation keine Beschwerden. Die Lymphknoten oder die Milz (auch ein Lymphorgan des Körpers) sind dann meist höchstens gering vergrößert.
Chronisch myeloische Leukämie (CML)
Als chronische myeloische Leukämie (CML) wird eine besondere Form aus der Gruppe der meist langsam verlaufenden bösartigen Erkrankung des Blut bildenden Systems bezeichnet. Die Ursache der CML ist die Veränderung und eine anschließende Vermehrung einer einzigen blutbildenden Vorläuferzelle. Durch bislang ungeklärte Ursachen kommt es zu einer Verbindung („Translokation“) von Teilen des 9. und des 22. Chromosomenarms, d.h. ein Bruchstück des einen Chromosoms wird an ein anderes gekoppelt. Hierdurch wird ein für die Steuerung der Blutbildung sehr wichtiges Protein verändert. Man kann dies im Blut nachweisen (sog. „BCR-ABL“-Mutation). In der Folge produziert der Körper zu viele weiße Blutkörperchen, die meist eine zu lange Lebenszeit haben und ihren normalen Funktionen (Infektabwehr) nicht mehr nachkommen.
Heutzutage wird die Diagnose oft zufällig gestellt. Man findet zu hohe Zahlen weisser Blutkörperchen, die nicht durch eine Entzündung im Körper erklärt sind. Der Patient hat im Anfangsstadium der Erkrankung meist keine Symptome. Im weiteren Verlauf treten oft Allgemeinbeschwerden auf, wie Unwohlsein, Fieber, Nachtschweiß, Leistungsminderung, und eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte. In fortgeschrittenen Stadien besteht eine Milzvergrößerung (Splenomegalie), die von einem Druckgefühl im linken Oberbauch begleitet sein kann.
Es ist möglich, mit der Einnahme einer bestimmten Art von Tabletten („Thyrosinkinasehemmer“) die krankhaften Wachstumssignale zu blockieren und dadurch die Erkrankung derart stark zu unterdrücken, dass sie sich im Körper fast nicht mehr nachweisen lässt. Inwiefern dieser Zustand unbegrenzt gehalten werden kann, lässt sich noch nicht sagen. Allerdings kommen inzwischen die Ergebnisse der Behandlung sehr nahe an etwas heran, dass man vielleicht als Heilung bezeichnen kann. Zumindest ist heutzutage erreicht worden, dass die CML als gut behandelbare chronische Erkrankung bezeichnet werden kann.
Allerdings benötigt die Steuerung der Behandlung spezialisierte Untersuchungen und eine Betreuung in einer hämatologischen Praxis.