Divertikulitis
Entzündliche Erkrankung des Dickdarms
Kontakt
Der Dickarm ist im Wesentlichen aus einer aus einer äußeren Muskelschicht und einer inneren Schleimhaut aufgebaut. Die Muskulatur des Darmes sorgt für den Weitertransport des Darminhaltes und die Schleimhaut für die Aufnahme der Nahrungsbestandteile. Die kleinen einzelnen Muskelfasern können aus verschiedenen Gründen auseinanderweichen. Durch die so entstandene Lücke in der Muskelschicht stülpt sich dann die innere Schleimhaut nach außen. Eine so entstandene Ausstülpung wird als Divertikel bezeichnet. Sind mehrere Divertikel vorhanden, spricht man medizinisch von einer Divertikulose. Wenn sich nun Keime oder fester Stuhl in ein solches Divertikel festsetzen, führt dies zu einer Entzündung, die dann als Divertikulitis bezeichnet wird. In den meisten Fällen bildet sich eine Divertikulitis in den unteren Anteilen des Dickdarmes aus und wird dann medizinisch als Sigmadivertikulitis bezeichnet.
Häufigkeit
Etwa 50% der Menschen in Deutschland über 60 haben eine Divertikulose. Zur Frage, wie viele Patienten mit Divertikulose eine Divertikulitis entwickeln, gibt es keine genaue Datenlage. In unserem Krankenhaus werden nahezu täglich Patienten mit einer Sigmadivertikulitis behandelt. Es handelt sich demzufolge um ein sehr häufiges Krankheitsbild. Die Tendenz ist steigend. Die meisten Patienten sind zwischen 60 und 70 Jahre alt. Frauen und Männer sind gleichhäufig betroffen. In Westeuropa und in Nordamerika tritt die Divertikulitis weltweit am häufigsten auf. Im ostasiatischen Raum ist eine Divertikulitiserkrankung des Dickdarms dagegen nahezu unbekannt.
Entstehung
Eine Divertikulose entsteht im allgemeinen durch eine übermäßige Aufnahme von faserarmer Kost (zu wenig Ballaststoffe). Dies führt zu einer Druckerhöhung im Dickdarm, welche wiederum die Entstehung von Divertikeln begünstigt. Eine Divertikulose ist aber sicherlich auch anlagebedingt, da ebenfalls bei gesunder Ernährung eine Divertikulose entstehen kann. Das Risiko ist bei gesunder Ernährung nur deutlich geringer.
Wenn sich Stuhlanteile und Keime in einem Divertikel festsetzen, führt dies zu einer Schädigung der Schleimhaut. Dann können Abwehrmechanismen des Körpers nicht mehr richtig greifen und es kommt zu einer Entzündung. Bleibt die Entzündung auf das Divertikel begrenzt, wird von einer einfachen Divertikulitis gesprochen. Greift die Entzündung auf das umgebene Darmgewebe über, ist die Divertikulitis mittelgradig. Wenn es durch die Entzündung zum Platzen eines Divertikels kommt, liegt eine schwere Divertikulitis vor (freie Perforation), bei der es dann auch zu einem Übertritt von Stuhl in die freie Bauchhöhle kommen kann. In solchen Fällen ist eine Notfalloperation notwendig. Kommt es ohne Operation immer wieder zu einer Divertikulitis kann sich im Laufe der Zeit eine narbige Verengung des Darmes ausbilden. Diese kann so ausgeprägt sein, dass es zu einem Darmverschluss kommt.
Symptome und Diagnostik
Das Leitsymptom einer Divertikulitis ist der plötzlich einsetzende linksseitige Unterbauchschmerz. Der Schmerz kann sich auf den gesamten Bauch ausdehnen und in den Rücken ausstrahlen. Dies ist dann ein Anzeichen, dass die Entzündung auf den gesamten Bauchraum übergreift und sich eine Bauchfellentzündung ausbildet. Darüber hinaus treten häufig Übelkeit, Erbrechen und Fieber auf. Es kann zu Durchfällen kommen, gelegentlich auch zu Verstopfungen.
Bei Patienten mit immer wieder auftretenden Divertikulitiden kann im linken Unterbauch ein walzenförmiger Tumor getastet werden. Bei der Laboruntersuchung fällt meistens eine Erhöhung der Infektparameter (Leukozyten und CRP) auf. In der weiterführenden Diagnostik sollten eine Ultraschalluntersuchung und eine Computertomographie erfolgen, um das Ausmaß der Entzündung zu beurteilen. Ist die Entzündung nach erfolgreicher Therapie abgeklungen, wird eine Dickdarmspiegelung empfohlen, um eine Dickdarmkrebserkrankung sicher auszuschließen.
Therapie
Die Therapie der Divertikulitis ist im Wesentlichen abhängig von der Dauer und von der Ausprägung der Erkrankung. Eine milde Divertikulitis wird in aller Regel mit einem Antibiotikum behandelt. Viele Patienten werden dadurch geheilt und bekommen im weiteren Leben keine Divertikulitis mehr.
Eine Operation ist dann notwendig, wenn es zu Komplikationen kommt. Dies ist die immer wiederkehrende Divertikulitis (rezidivierenden Divertikulitis), Dann ist es wahrscheinlich, dass im weiteren Verlauf eine Darmeinengung eintritt oder schwerwiegendere Entzündungen entstehen. Eine Notfalloperation ist dann unumgänglich, wenn ein Divertikel durch die Entzündung platzt und es zur Freisetzung von Stuhl in die freie Bauchhöhle kommt. Nur mit einer Operation kann dann die lebensbedrohliche Situation abgewendet werden kann.
Bei einer Operation wird der Anteil des Darmes mit den Divertikeln entfernt. Dies sind meist 30 bis 40 cm Dickdarm. Da der Mensch über etwa eineinhalb Meter Dickdarm verfügt, wird die Entfernung des Dickdarmanteils in aller Regel ohne Probleme vertragen, da der restliche Dickdarm die Funktion des entfernten Anteils übernimmt.
In erfahrenen Darmzentren wird die Operation heute in minimal-invasiver Technik (Schlüssellochchirurgie) durchgeführt. Hierbei wird der betroffene Dickdarmanteil über vier kleine Schnitte im Unterbauch entfernt. Dies führt nicht nur zu einem kosmetisch ansprechenden Operationsergebnis, sondern auch zur einer deutlichen Reduktion der postoperativen Schmerzen. Die Nahrungsaufnahme ist meist direkt nach der Operation wieder möglich. Darüber hinaus sind treten Wundinfekte nach minimal-invasiver Operation praktisch nicht mehr auf und die Patienten erholen sich deutlich schneller, sodass eine stationäre Behandlung meist nur noch für eine knappe Woche notwendig ist.
Die Anlage eines künstlichen Darmausganges ist nur in Ausnahmefällen erforderlich, z.B. wenn ein Divertikel geplatzt ist und eine schwere Bauchfellentzündung entsteht. Der dann notwenige künstliche Darmausgang wird aber nach Abklingen der Entzündung wieder zurückverlegt. Danach ist eine normale Stuhlpassage wieder möglich.
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Weitere Fragen beantworten wir Ihnen gerne in unserer Sprechstunde, die täglich in unserem elektiven Aufnahmezentrum (EAZ) stattfindet.